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In "Mit dem Feuer spielen" behandelt der bedeutendste schwedische Dramatiker August Strindberg (1849-1912) einmal mehr das schwierige Verhältnis zwischen Mann und Frau. Strindberg, selbst dreimal verheiratet und geschieden, hat den Kampf der Geschlechter oft bis zum äußersten gesteigert. So auch in diesem selten gespielten Einakter, der 1893 uraufgeführt wurde und bereits 1894 in Berlin am Lessing-Theater zu sehen war. Ursprünglich als Komödie angelegt, wird in der zeitgenössischen Inszenierung von Bodo Gierga ein packendes Kammerspiel daraus:
Knut und Kerstin verbringen, wie jedes Jahr, den Urlaub mit ihrem Kind und Knuts Vater am Meer. Doch die Situation ist keineswegs idyllisch: Ihre Ehe ist leidenschaftslos, geprägt von Zynismus und der Sehnsucht nach authentischem Leben, der Vater nutzt ihre finanzielle Abhängigkeit aus und dessen Pflegerin macht aus ihrer Abscheu über den Lebensstil der Beiden keinen Hehl. Da erscheint der gemeinsame FReund Axel zu Besuch und wird für beide zur Projektionsfläche ungelebter Phantasien. Das Spiel mit dem Feuer beginnt. Denn Axel ist in Kerstin verliebt. Als sie sich einander offenbaren, bietet sich die Chance zum Ausbruch.

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Doch anstatt durchzubrennen, beschließen sie, der Welt "ein Beispiel ehrlicher Menschen" zu geben: Sie fragen ausgerechnet Knut, was sie tun sollen...
In der Enge des Strandhauses prallen die Träume und Lebenslügen von fünf Menschen aufeinander; es geht um Selbsttäuschung, aber auch um die Freiheit, sein Leben zu jedem Zeitpunkt selbst zu bestimmen. Wie kaum ein anderer Autor hat Strindberg -übrigens ein Zeitgenosse Ibsens- sein Leben zur Literatur und damit öffentlich gemacht. Das enorm umfangreiche Gesamtwerk spiegelt ebenso sein wegweisendes Genie wie auch seine seelische Zerrissenheit bis hin zu paranoiden Wahnvorstellungen wieder: „Fräulein Julie“ gilt als Klassiker des Naturalismus, „Totentanz“ benutzt psychoanalytische und symbolistischen Komponenten und nimmt das absurde Theater Becketts teilweise vorweg. Größenwahn, Neid und Hass, vor allem gegenüber Frauen, prägten sein Leben und damit auch seine Schriften: „Gerade in diesem Augenblick liebe ich dich nicht, weil mir alles egal ist! Im nächsten Augenblick hasse ich dich vielleicht, da der Widerwille gegen jeden Kontakt mit einer anderen Seele mich von dir entfernt – was nicht hindert, dass ich dich in einer halben Stunde für ewig liebe, mit ebenso notwendigen Unterbrechungen wie beim Transformator.“*

Ingo N. Behne


*aus: Strindberg, „Der Charakter eine Rolle?“ (1894)
in „august strindberg über drama und theater“
Hrsg: m. kesting / w. arp, Kiepenheuer & witsch, köln, 1966